Rettungsdienste wollen auch für Terrorangriffe gewappnet sein

Köln (KNA) Die Rettungsdienste in Deutschland wappnen sich für Einsätze bei Terrorangriffen. Auch der demografische Wandel stellt die Helfer vor neue Herausforderungen, wie Benedikt Liefländer,

Bereichsleiter Notfallvorsorge beim Malteser Hilfsdienst, am Freitag im Interview der Katholischen

Nachrichten-Agentur (KNA) in Köln sagte. Er äußerte sich ein Jahr nach den Terroranschlägen von

Paris. Am 13. November 2015 hatten drei islamistische Terroristen unter anderem den Konzertsaal

Bataclan gestürmt und 90 Menschen getötet.

Terroristen zielten heutzutage darauf, maximalen Schrecken zu verbreiten und dementsprechend

Schaden anzurichten, erläuterte Liefländer. „Helfer können deshalb selber zu bevorzugten Zielen

werden.“ Sie müssten sich auf diese Bedrohung einstellen, um sich selbst zu schützen.

Auch die Aus- und Fortbildung werde an die neuen Bedrohungslagen angepasst, fügte der Experte

hinzu. Der Rettungsdienst sei vor allem mit Herzinfarkten oder Schlaganfällen beschäftigt. „Bei

Terrorangriffen treten aber gehäuft Schussverletzungen, Splitterwunden oder großflächige

Weichteilverletzungen mit großem Blutverlust auf, bis hin zum Verlust von Gliedmaßen. Darauf muss man

psychologisch vorbereitet sein, aber auch mit Verbandsmaterial und medizinischem Gerät.“ Die Malteser

seien dabei, solche Veränderungen in ihre Einsatzpläne sowie die Aus- und Fortbildung zu integrieren.

Mit Blick auf den demografischen Wandel rechnet die Hilfsorganisation trotz sinkender

Bevölkerungszahlen mit einem Anstieg von Notarzt-Alarmierungen. Betroffen seien vor allem die über 70-

Jährigen. Das zunehmende Alter, aber auch die abnehmende Zahl an Ärzten und Krankenhäusern in

strukturschwachen Regionen legten diese Entwicklung nahe.

„Nach offiziellen Schätzungen wird das Aufkommen an Notarzt-Alarmierungen von derzeit rund 1,8

Millionen pro Jahr auf 2,11 Millionen 2050 steigen“, unterstrich Liefländer. Das erfordere mehr Personal

und Fahrzeuge sowie eine angepasste Ausstattung und Ausbildung. Schon heute zeichne sich

allerdings ein Personalmangel ab. Das Berufsbild müsse attraktiver werden.

Der Experte verwies zudem darauf, dass Verantwortliche über neue Wege diskutieren, um die Zahl

der Helfer auszuweiten. „Es gibt den Vorschlag, auf bereits bestehendes Potenzial von ausgebildeten

Ersthelfern zurückzugreifen. Also auf Feuerwehrleute, Polizisten oder das Personal von

Krankentransportfahrten“, sagte er.

(KNA – qllkt-89-00198)